Aufgabe 12/2017 Der Weg ist das Ziel!
Da mich wieder eine Erkältung lahmgelegt hat, gibt es heute keine neuen Asanas, aber trotzdem eine Aufgabe, die auch mit Yoga zu tun hat (solltest Du auch eine Erkältung haben, schau doch mal hier in diesen Beitrag. Dort habe ich einen Flow zusammengestellt, den Du auch gut mit einer Erkältung machen kannst).
Wir beide gehen zurück in die Zukunft, denn ich bringe dir den jahrtausendealten Leitfaden näher, auf dem Yoga beruht und zeige dir, wie du auch heute noch danach leben kannst.
Lass uns mit etwas Geschichte beginnen, bevor wir mit den Yamas zur Praxis übergehen. Auf geht’s!
Was ist Yoga?
Wenn ich dich das frage, was würdest du antworten?
Nur etwas Singsang und Meditation? Oder sogar nur die Körperverrenkungen, die du aus Instagram kennst?
Dabei ist Yoga so viel mehr. Nur leider wird es in unserer westlichen Gesellschaft meist nur auf Asanas und Meditationen beschränkt. Die Asanas, also die Körperstellungen beim Yoga, sind nur ein kleiner Teil dessen, was Yoga eigentlich ausmacht. Genauer gesagt 1/8 dessen, was Yoga wirklich ist.
Yoga lässt sich vom Sanskritwort yui (anschirren, anjochen) ableiten. Dies stammt vom Wort Joch, was ein landschaftliches Gerät ist, das zum Anschirren von Pflugtieren verwendet wurde. Wenn du dies auf deinen Geist anwendest, bedeutet es, dass du deine Gedanken ,unterjochst‘, also diese dazu bringst sich auf einen Punkt zu konzentrieren.
Wie du selbst weißt, sind Gedanken flutschige, kleine Scheißerchen, die immer wieder ausbüchsen wollen und es bedarf einiger Anstrengung, um diese zu bändigen. Zur Bändigung benötigst du moralische, physische und psychische Techniken, die dir durch Yoga vermittelt werden.
Du kannst also Yoga zum einen als den Weg ansehen, auf dem du gehst, mit dem Ziel, deinen Geist zu bändigen. Aber wie im Sprichwort ,Der Weg ist das Ziel‘ ist Yoga selbst, mit allem, was es ausmacht, ebenfalls das Ziel.
Zurück in die Zukunft
Die Grundlagen des Yoga stehen im Yogasutra (Sutra = Leitfaden aus knappen, stichpunktartigen Texten), dessen Verfasser Patanjali ist. Wenn du diesen Herren nun gerne einmal persönlich treffen möchtest, um ein bisschen mit ihm zu plaudern, muss ich dich leider enttäuschen, denn die Lebenszeit von Patanjali wird auf irgendwann zwischen 200 vor und 200 nach Christus datiert. Genau weiß man es nicht. Und genau dieser Patanjali erarbeitete die Grundlagen des Yoga aus schon damals bewährten Techniken und Theorien.
Das Yogasutra ist also alt. Sehr alt. Aber dieser jahrtausendealte Leitfaden hat sein Ablaufdatum noch längst nicht überschritten und ist hinfällig. Nein, ganz im Gegenteil.
Er hat auch heute noch seine Gültigkeit und kann bzw. sollte nach wie vor angewendet werden (und wenn du mich fragst, heutzutage sogar dringlicher denn je).
Das Yogasutra ist allerdings keine detaillierte Schritt-für-Schritt Anleitung, die du liest und schwups – bist du erleuchtet. Es veranschaulicht eher die Probleme und die Funktionsweise unserer Gedanken, die du aber mit Hilfe von Yoga überwinden kannst.
Wie schwierig es ist, deine Gedanken lediglich nur auf eine Sache zu konzentrieren, weißt du selbst.
Der achtgliedrige Pfad
Deswegen kommen wir nun zum achtgliedrigen Pfad, einen Passus im Yogasutra, der beschreibt, wie du durch und mit Yoga (sprich: der Weg ist das Ziel) zur Erleuchtung (=Kaivalya) bzw. Stilllegung deiner Bewusstseinsregungen gelangen kannst.
Wie schon oben beschrieben, sind Asanas nur ein kleiner Teil dieses Pfads, der im Sutra selbst wirklich nur sehr kurz beschrieben wird. Dazu aber später mehr.
Kommen wir daher nun zum ersten Pfad – Yama.
I. YAMA
Rechtes Verhalten gegenüber deiner Umwelt, sei es Mitmenschen, Tieren oder gegenüber unserem schönen Planet, den wir Erde nennen.
Rechtes Verhalten gegenüber deiner Umwelt kennzeichnet sich durch:
1.1. Ahimsa (Gewaltlosigkeit)
Füge keinem anderen Lebewesen Leid zu (weder in Worten, Gedanken noch Taten). Das bedeutet selbst ein schlechter Gedanke gegenüber einem anderen Lebewesen, gilt es zu vermeiden.
Wenn du dich stattdessen aber in schlechten Gedanken, Wut und Groll suhlst und du diese einfach nicht loslassen kannst, strahlst du dies auch aus und du wirst keine Freude erfahren. Und auch keine Liebe.
Denn Ahimsa wird gleichgesetzt mit Liebe. Wo Ahimsa praktiziert wird, kann sich Liebe entfalten.
P.S. Unsere Erde lebt auch 😉
1.2. Satya (Wahrhaftigkeit)
Du sollst nicht lügen. (Nein, auch keine Notlügen)
Denn wenn du in deinem Alltag immer wieder auf Lügen zurückgreifst, lebst du keine Wahrhaftigkeit.
Und wie sagt man so schön: Lügen haben kurze Beine.
Irgendwann kommt die Wahrheit ans Licht und holt dich ein. Dann kannst du auch ehrlich sein und dir all die Anstrengung, dir eine Lüge zu überlegen und dich an diese auch zukünftig noch zu erinnern, sparen.
deine Worte mit deinem Tun.
In dieser Welt aber denken die Menschen über eine Sache, sprechen von einer anderen und tun etwas drittes. Das ist unerfreulich und unehrlich.
Du musst sorgfältig deine Gedanken, Worte und Handlungen beobachten.
Der geringe Gewinn, den ihr durch Lügen erringt, bedeutet nichts.
Ihr verschmutzt nur euer Gewissen und infiziert euer Unbewusstes.
Auch wird die Gewohnheit der Lüge in eure nächste Geburt hineingetragen
und ihr müsst von Geburt zu Geburt leiden.
1.3. Asteya (nicht stehlen)
Du sollst nicht stehlen. Weder materielles noch psychisches Eigentum.
Dabei ist nicht nur das Stehlen bzw. Entwenden von Dingen gemeint, sondern auch schon dein Wunsch bzw. dein Begehren, die Dinge eines anderen haben zu wollen. Weiterhin ist damit schon der Wunsch gemeint überhaupt materiellen Besitz ansammeln zu wollen.
Die Punkte 1.1. – 1.3. kannst du auch zusammenfassen als:
Was du nicht willst, was man dir tu‘,
das füg‘ auch keinem anderen zu.
1.4. Brahmacharya (Enthaltsamkeit)
Ich denke, bei den meisten ist ab diesem Punkt hier Schluss mit lustig. Enthaltsamkeit?? Die spinnt wohl!
Bevor du nun aber wutschnaubend den Computer verlässt, einigen wir uns doch auf den Mittelweg. Und zwar Mäßigung durch Selbstbeherrschung.
Denn beide Extreme – kompletter Verzicht und Exzess – sind beide nicht gut. Daher ist der Mittelweg oftmals genau richtig.
Brahmacharya, wörtlich übersetzt, heißt Verhalten, durch das man “Brahman”, das Absolute, erreicht.
Heutzutage anwendbar ist Brahmacharya als die Reinheit in Gedanke, Wort und Tat. Es bedeutet die absolute Beherrschung des Selbst, so dass du dich auf dem Weg zur Erleuchtung nicht durch Sinnesfreuden ablenken lässt.
Früher bedeutete Brahmacharya aber wirklich Zölibat und absolute sexuelle Enthaltsamkeit (kein Geschlechtsakt, keine Selbstbefriedigung und keine sexuellen Gedanken).
1.5. Aparigraha (nicht festhalten wollen)
Weniger ist mehr: Bei Aparigraha geht es darum, nur so viel zu besitzen, wie du zum Leben tatsächlich benötigst.
Denn all die materiellen Statussymbole, mit denen wir uns umgeben, schränken uns auch ein und sind Ballast. Glaubst du nicht?
Aber so ist es. Statussymbole sind begehrt, da meist teuer und wir tun alles, um sie zu schützen. Was zu noch mehr Anschaffungen führt. Um uns aber all dies überhaupt erst leisten zu können, müssen wir arbeiten. Viel arbeiten.
Dies kostet uns unsere Freizeit und schlimmstenfalls unsere Gesundheit. Wenn wir trotz allem nicht genügend verdienen, machen wir Schulden und die Gier nach mehr führt in einen Kreislauf, aus dem es nur sehr schwer ein Entkommen gibt.
Dazu fällt mir dieses Lied von Silbermond ein: Leichtes Gepäck
Aparigraha besagt auch, dass wir keine Geschenke annehmen sollen, wenn wir dadurch manipuliert werden oder uns nachher zu etwas verpflichtet fühlen.
Geschenke, die dir aber aus Liebe gemacht werden und von Herzen kommen, gehören nicht dazu. Diese darfst du gerne annehmen.
Mit dem 2. Pfad des Patanjali geht es nächste Woche weiter.
Nachgeschlagen habe ich die Begriffe bei: www.wiki.yoga-vidya.de & Yoga Vidya
Ich habe aber versucht diese mit eigenen Worten wiederzugeben und zu erklären.
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